Haskey-Projekt Ghana e.V.

Ausgrenzung und Stigmatisierung von Menschen mit Behinderung

Noch immer werden in Ghana Menschen mit Beeinträchtigungen von der Gesellschaft ausgegrenzt. Viele Eltern empfinden ihr beeinträchtigtes Kind selbst als Schande, da die Vorstellung, dass Behinderungen durch negative spirituelle Kräfte verursacht werden oder eine Strafe Gottes für Verfehlungen der Eltern (in der Regel der Mutter) sind, weit verbreitet ist.

Viele Kinder sterben, bevor sie das 5. Lebensjahr erreichen, weil ihre Familien häufig nicht genug über die richtige Versorgung und Unterstützung eines Kindes mit besonderen Bedürfnissen informiert werden und oftmals von Armut betroffen sind. Häufig werden die Mütter von ihren Männern verlassen, wenn sie zu ihrem behinderten Kind stehen wollen. Einige von ihnen werden als Hexen beschimpft und von den Familien allein gelassen. Oftmals müssen körperlich oder geistig beeinträchtigte Kinder betteln gehen oder sie werden von ihren Familien versteckt gehalten – einige werden sogar ausgesetzt.

Fördermöglichkeiten für Menschen mit geistiger / körperlicher Beeinträchtigung sind nicht sehr weit verbreitet und ein menschenwürdiges Leben mit adäquater Unterstützung, Fürderung und Bildung führen die wenigsten von ihnen.

Die Haskey Vision

Das Haskey-Projekt Ghana e.V. will dazu beitragen, Kindern und jungen Erwachsenen mit intellektuellen Beeintraechtigungen in Ghana ein menschenwürdiges Leben als akzeptierte Mitglieder in der Gemeinschaft zu ermöglichen. In Kumasi, der zweitgrößten Stadt Ghanas mit über 2 Mio. Einwohnern soll ein Zentrum entstehen, in dem betroffene Eltern Rat und Unterstützung erhalten und ihre Kinder pädagogisch betreut werden. Ziel ist es, dieses Zentrum auf dem ca. 2 ha großen Grundstück sukzessive weiterzuentwickeln und auszubauen.

Geplant sind neben einer integrativen Tagesbetreuung mit heilpädagogischem Schwerpunkt Werkstätten, in denen junge Erwachsene ihren jeweiligen Fähigkeiten entsprechend Arbeit beispielsweise in der Herstellung von traditionellem Perlenschmuck oder Batikstoffen finden können. Die hier entstehenden Produkte, ebenso wie die Erzeugnisse einen eigenen ökologischen Landwirtschaft sollen langfristig zur Finanzierung des Projektes beitragen.

Teilhabe and der Gesellschaft

Durch gezielte Öffentlichkeits- und Informationsarbeit möchte der Verein sowohl über Ursachen von Behinderungen als auch über Unterstützungsmöglichkeiten aufklären und somit dazu beitragen, Diskriminierung abzubauen und die aktive Teilhabe von Menschen mit Behinderungen an der Gesellschaft zu ermöglichen.

Ein besonderer Schwerpunkt des Haskey-Zentrums wird die Integration in die lokale Community sein – es soll keine abgeschottete Sonderwelt sondern ein lebendiger Ort des Austausches entstehen. Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung sollen hier von einander lernen koennen und so ganz zwanglos dazu beitragen, dass Vorurteile und negative mythische Vorstellungen von Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen für zukünftige Generationen abgebaut werden. Für die jungen Erwachsenen sollen langfristig durch Zusammenarbeit mit der Community und anderen Netzwerken nach Möglichkeit Arbeitsplätze ausserhalb des Haskey-Zentrums geschaffen werden.

Prävention statt Intervention

Die ambulante Beratung und Unterstützung von Familien behinderten Kindern bildet eine weitere wichtige Säule des Haskey-Projekts. Durch möglichst frühzeitige Informationsarbeit und Hilfeplanung kann präventiv gearbeitet und adäquate medizinische und soziale Untersuetzung bereitgehalten werden. Da die Mitarbeiter des Projekts vor Ort ebenfalls Ghanaer und somit aus dem gleichen Kulturkreis sind, ist es ihnen möglich, unter Kenntnis und Berücksichtigung regionaler Vorstellungen Aufklärungsarbeit in den unterstützten Familien und ihrem Umfeld zu leisten und somit einer drohenden Ausgrenzung und Stigmatisierung des beeinträchtigten Kindes innerhalb der Familie bzw. des sozialen Umfeldes vorzubeugen und entgegenzuwirken.

Eine möglichst frühe Förderung von entwicklungsauffälligen Kleinkindern kann ausserdem entscheidend dazu beitragen, eine drohende Behinderung abzuschwächen oder zu verhindern, die weitere Entwicklung positiv zu beeinflussen und vorhandene Ressourcen bestmöglich zur Entfaltung zu bringen.

Schrittweise Realisierung

Als erster Schritt zur Verwirklichung des Haskey-Zentrums wurde 2012 in Aboabo, Kumasi ein Büro als Anlaufstelle für betroffene Familien angemietet. Hier erhalten sie wichtige Informationen und konnten sich zunächst für ambulante Unterstützung durch Haskey-Mitarbeiter anmelden. Im November 2013 wurde dann die integrative Tagesbetreuung mit heilpädagogischem Schwerpunkt (Day Care Centre) eröffnet. Diese wurde auf dem Grundstück des Projektleiters in Deutschland, Musah Abubakar, in Buobai, Kumasi errichtet und besteht aus zwei Räumen und einem Hof, der zur Nutzung zur Verfügung steht. Dieser Standort stellt eine privat vorfinanzierte Übergangslösung dar, bis die finanziellen Mittel zur Errichtung des eigentlichen Haskey-Centers auf dem projekteigenen Grundstück in Parkoso, Kumasi zur Verfügung stehen.

Initiator des Projektes ist Musah Abubakar. Gleichzeitig ist er Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins Haskey-Projekt Ghana e.V. Musah ist in Kumasi/ Ghana aufgewachsen und lebt und arbeitet seit 1992 in Deutschland. Seit 1999 arbeitet er im sozialen Bereich und schloss 2009 seine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger ab. Seit 2011 studiert er Heilpädagogik an der Evangelischen Fachhochschule Bochum mit dem Ziel, sein Wissen später selbst in Ghana weiterzugeben.

Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit dem stellvertretenden Leiter der Förderschule“ Garden City Special School for Intellectual Disability ” in Kumasi entwickelt. Es ist sowohl in Deutschland als auch in Ghana als Verein registriert. Eine Kooperation mit Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen und Behörden des Staates Ghana sowie mit anderen Nichtregierungsorganisationen wird angestrebt. Bisher finanziert sich Haskey-Projekt Ghana jedoch ausschliesslich privat und ist somit auf Spenden dringend angewiesen.